Mittwoch, 15. Mai 2013

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'Ach Scheiße, warum ich? Warum bin gerade ICH in so eine Situation gelangt?'
Schnell zieh ich meinen Kopf ein als ein faustgroßer Stein knapp über mich hinwegfliegt und hinter mir jemanden kurz aufschreien lässt. Als ich mich umschaue, sehe ich, dass mittlerweile noch mehr meiner Schüler aufgetaucht sind. Die Wut steht ihnen ins Gesicht geschrieben, als sie die Steine von der proviesierten Straße auflesen und auf die anderen zurück schmeißen.
Als ein paar Mutige, oder auch Verrückte, sich mit Stöcken bewaffnen und die Distanz zwischen den beiden sich bewerfenden Gruppen überbrücken wollen, ist jede Linie überschritten. Schubsend versuche ich ein paar Schüler von dem Straßenkampf wegzudrängen. Die meisten von ihnen sind noch keine 18. Sie schreien, einige sind schon betrunken und denken gar nicht jetzt zu gehen.
Plötzlich taucht ein weiterer Schwung Schüler auf. Mittlerweile sind es richtig viele, 60 oder 70, mehr als doppelt so viel wie die anderen. Durch ihre Überzahl mutig geworden stürzen sie sich alle nach vorne. Dann ruft auf einmal jemand "Cuchillos! Tienen cuchillos!". Die angreifenden Schüler verlieren Schwung. Einige sind sichtlich verwirrt. Sekunden später ruft jemand aus den ersten Reihen "Cuchillos! Corre, corre!". Mittlerweile ist der Ansturm komplett zum erliegen gekommen. Die meisten stehen kurz auf der Straße rum. Dann schreit jemand von vorne mit hysterischer Stimme "Cooorrrrreeeee!!". Panik bricht aus, als die Schüler Hals über Kopf in die Richtung zurück laufen, aus der wir vorhin gekommen sind. Ein Zehntklässler fällt weiter vorne und wird von ein paar seiner Kameraden fast über den Haufen gerannt. Dann jedoch taucht ein Lehrer neben ihm auf, bringt ihn wieder auf die Füße und zerrt den Schüler dann in die Richtung, in die wir alle laufen. Er blutet aus einer kleinen Schramme im Gesicht und aus einer Schürfwunder an den Beinen.

Immer noch gehen Steine in die Menge der Fliehenden nieder. Ich fühle mich berauscht, als ich mit allen anderen zurück laufe. Die Biere, die ich erst vor kurzem mit dem Direktor der Schule getrunken habe tuen ihr übriges dazu. Als mich beinah ein Stein am Kopf trifft, drehe ich mich noch einmal um. Sie jagen uns. Schmeißen immer noch Steine auf uns. Einige haben das in ihren Händen, was uns alle zum laufen gebracht hat. Kampfmesser. Lange, stabil aussehende Messer, die gefährlich in der Sonne aufblitzen. Jetzt bekomme ich Angst. Das war viel zu schnell eskaliert und sie sahen wütend genug aus, um mit ihren Messern Dinge zu tun, die sie später bereuen könnten. Sprich, einen von uns ernsthaft verletzen.
Als wir fast am Treffpunkt sind, kann ich die anderen Lehrer brüllen hören, dass alle sofort in die Busse rein sollen. Hatten sich die meisten Schüler auf dem Hinweg noch darüber gestritten neben wem sie sitzen dürften, so quetscht sich jetzt alles in das nächstbeste Fahrzeug. Nachdem ich es endlich in einen geschafft habe, höre ich, wie ein paar Steine gegen das Blech des Fahrzeug donnern. Ein großer Stein fliegt voll gegen die Heckscheibe, lässt die Mädchen im Bus aufschreien und hinterlässt Risse im Glas. Einer der Busse, der hinter uns stand, rast mit einem Aufbrüllen des Motors an uns vorbei. "Vamonos de aqui" ruft Gordo, der Lehrer, der am nächsten der Tür steht. Die Reifen drehen beinah beim Anfahren durch, dann macht der Bus einen Satz nach vorne und wir folgen den anderen. Mittlerweile waren alle Schüler in einem der 5 Busse und nur noch unsere Verfolger auf der Straße. Als wir uns von ihnen entfernen sehen wir, wie aus einer Seitenstraße 3 bewaffnete Polizisten gerannt kommen. Die Männer lassen die Messer fallen, knien sich eilig hin und heben die Hände hoch. Dann schießt der Bus um eine Ecke und wir sind außer Sicht.
Als wir aus dem Dorf draussen sind, halten wir bei den anderen Bussen an. Alle Schüler strömen nach draussen und fangen an wild durcheinander zu rufen. El Gordo schafft sich mit seiner lauten Stimmung Aufmerksmkeit, er will wissen, ob noch jemand verletzt sei und wenn ja, dann sollen sie bitte zum ersten Bus gehen. Dort steht auch der Direktor und als ich ihn frage, ob irgendwer ernsthaft verletzt sei, schüttelt er den Kopf. Ich fühle Erleichterung in mir aufsteigen. Dann jedoch meint er, es könne möglich sein, immerhin vermissen wir immer noch einen Bus. Dann wird auch mir klar, dass der 5te Bus nie aus dem Dorf raus gekommen ist. Am liebsten hätte ich aufgestöhnt, denn für den Bus wäre ich mit verantwortlich als Aufsichtsperson gewesen.
Was war das nur für ein Schulausflug?

Faultiere sind toll

Ich denke, dass es einen Grund gibt, warum die meisten Freiwilligen nach mehreren Monaten aufhören ihren Blog richtig zu führen. Es ist ein Grund der weniger als bewusste Entscheidung bezüglich des Blog schreibens gefasst wird, à la "Ich bin jetzt weg, die zu Hause können sich meine Facebookbilder anschauen und neidisch werden"; sondern das ganze Austauschjahr betrifft. Es ist ein Aspekt, der sich auf die meisten Lebenslagen des Freiwilligen überträgt, der das ganze Austauschjahr auf eine Weise erträglicher macht, aber auf der anderen Seite auch etwas langweiliger. Es ist die Gewohnheit. Man beginnt, sich an sein neues Leben im Ausland zu gewöhnen. Wenn man zum 10ten Mal nun Faultiere, sich mit einer Ästhetik und Schnelligkeit durch die Bäumen hangeln sieht, dass Tarzan vor Neid erblassen würde, so bleibt man nicht mehr eine halbe Stunde stehen um zuzuschauen. Wie lange es ungefähr brauchen würde, damit diese putzigen Kerlchen gefühlte 2 Meter weit kommen.
Aber nicht, dass ihr mich falsch versteht. So sehr die Gewohnheiten auch die Überhand bekommen, gibt es immer noch unglaublich tolle Momente. So ist es immer wieder atemberaubend, einem Faultier, dass sich in Bodennähe verirrt hat, mal übers Fell zu streicheln und dann zuzusehen, wie es versucht dich mit seinen Krallen zu erwischen. Sein Versuch hat etwas von einem Betrunkenen, der versucht etwas sehr genau zu machen und dabei unglaublich langsam unglaublich ungeschickte Bewegungen ausführt. Ein anderer toller Moment ist es, wenn ich morgens ins Smithsonian komme, vor meinem Chef da bin und dann für eine halbe Stunde in die Privatbucht der Station schwimmen gehe. Mit der Sonne im wolkenlosen Himmel, dem klaren, bewegungslosen Wasser vor mir und den grünen Bergen des Festlandes im Hintergrund denke ich jeden Tag, dass ich doch im Paradis gelandet sein muss.
Ihr seht, dass die Tatsache, dass mein Jahr hier zwar gewöhnlicher geworden ist, aber nicht weniger schön oder weniger interessant. Es ruft jetzt nicht mehr: Wow-Momente hervor, die man mit der ganzen Welt teilen möchte, sondern eher Augenblicke, die einen mit einem lächeln auf den Lippen zurück lassen.
Daher nehmts bitte nicht persönlich ;)

Montag, 14. Januar 2013

Mal was neues

Zur der unglaubllichen Hitze mischte sich diesesmal noch der Gestank. Wir hatten erst einen Bruchteil des Weges hinter uns an diesem Morgen, aber der Schweiss rann trotzdem schon in Stroemen an unseren Ruecken herunter und lies die Tshirts eng an der Haut kleben. Fast wie eine Karawane pendelten die ungefaehr 200 Freiwilligen zwischen den Bergen entlang, um zu ihren einzelnen Zielen zu kommen: Fast 20 Baustellen, an denen an diesem Wochenende jeweils ein Haus gebaut warden sollte. Das war die Aufgabe von uns, den Leuten die sich fuer “Un Techo para mi Pais” (Ein Dach fuer mein Land) gemeldet haben, eine nicht ganz einfach zu bewerkstelligende Aufgabe. Obwohl es erst 7 Uhr am Morgen war, lieferte sich das Thermometer ein Wettrennen mit dem Wasser in unseren Stiefeln und kratzte schnell an die 30 Grad Grenze. Mit den ganzen Arbeitsmaterialien wurden die unbefestigten Wege zu den einzelnen Baustellen zu einer einzigen Rutschangelegenheit, bei der man immer konzentriert bleiben musste. Als wir fast an unseren Zielen angekommen waren, kam Wind auf, der zwar Abkuehlung brachte, dafuer aber einen unglaublichen Gestank in unsere Nasen trug. Er wurde von einem ganz bestimmten Berg aus unserer Naehe zu uns herueber geweht, dem einzigen Berg in Kuna Nega, der Gemeinde, in der wir arbeiteten, der nicht natuerlichen Ursprungs war. Es war der Muellberg von Panamastadt, der nicht einmal eine halbe Stunde vom Zentrum entfernt, sich zu einer mehr als beeindruckenden Hoehe angehaeuft hat. Diese Ansammlung von Abfaellen bestimmte das Bild der Umgebung von Kuna Nega, einer der aermsten Doerfer um Panama Stadt herum. Dies zeigte sich uns auch deutlich als unsere Gruppe, 5 Panamesen, Lea, eine andere deutsche Freiwillige und ich, endlich an unserer Baustelle ankamen. Die ehemalige Blechhuette der Familie mass 3 auf 4 Meter und hatte keinen Boden, was bedeutete, das jedes Mal, wenn es im Dschungel regnet, ihr Haus ueberschwemmt wurde. Und nun ja, im Dschungel regnet es nun leider verdammt oft, bis zu mehreren Malen taeglich. Die Huette bot gerade genug Platz fuer die Betten der Eltern und der 4 Kinder, einen kleinen Gasherd und den Fernseher, der wie in jedem panamesischen “Haushalt” den ganzen Tag lief. Ausserdem war der Platz zum Ausbau wirklich sehr begrenzt, den da Grundstueck der Familie befand sich auf einem kleinen Plateau, am Abhang eines Berges, zu dessen Grund es extreme steil hinab ging. Fuer das neue Haus wurde im Vorfeld schon ein Teil des Berges abgetragen und eine mehr oder weniger ebene Flaeche geschaffen. Unsere Ankunft wurde von der einheimischen Familie freudig erwartet und fiel dementsprechend warm aus. Aber relative bald stellte sich heraus, dass nicht nur der Arbeitsbereich genugend gesichert war, noch dass alle Bauteile vor Ort waren. Nachdem wir angefangen hatten den Boden zu vermessen, um die Balken fuer das Fundament der Holzhuette zu legen, fing es an zu regnen. Das waere an fuer sich kein Problem gewesen, waere dadurch nicht die Erde aufgeweicht. Wir waren gerade dabei den 4ten von 15 Pfaehlen in die Erde zu hauen und zu nivellieren als die aufgeweichte Erde am Rand der Baustelle anfing abzurutschen und beinah unsere Bauleiterin unter sich begrub. Obwohl begrub wohl etwas zu theatralisch waere, den um eine solch grosse Erdmasse handelte es sich dann doch nicht. Wir mussten ungefaehr 1 Stunde Arbeit in die Saeuberung der Baustelle stecken und waren dann wieder frohen Mutes. Schnell aber entbrannte die Diskussion, ob wir mehr Erde abtragen sollten, oder ob wir weiter machen und hoffen sollten, dass nichts passiert. Wir entschieden uns fuer letzteres, was sich als Fehler herausstellte. Wir waren nicht viel weiter mit den Pfaehlen gekommen, als die Erde wieder nachgab, diesesmal stuerzte sie auf fast der gesamten Laenge der Baustelle ab. Mit einem lauten Bums verabschiedete sich ein Grossteil unserer Arbeitsausruestung unter die herabstuerzende Erdmasse. Na toll, nun hiess es also wieder schauffeln. Unterstuetzung bekamen wir dieses mal von dem Sohn der Familie und ein paar Freiwilligen, die ueberall dort taetig waren, wo Hilfe benoetigt wurde. Trotzdem dauerte es dieses Mal fast 3 Stunden, bis alles sauber war. Nichtsdestotrotz entschieden wir uns lieber vorzusorgen und nochmal ein gutes Stuecken Geroell aus der Flanke des Berges zu hauen, damit wir endlich Ruhe hatten. So gruben, schaufelten und fluchten wir bis Nachmittags, um uns dann wieder unserer urspruenglichen Arbeit, dem Bau eines Hauses zu widmen. Bis zum Abend hatten wir insgesamt nur 8 von 15 Pfloecken in der Erde und meine Hoffnung am naechsten Tag ein KOMPLETTES (Holz)Haus zu bauen sank betraechtlich. Unglaublich erschoepft fielen wir an diesem Abend auf den Boden der Schule, die uns extra bereit gestellt wurde. Einige Pechvoegel sanken auf den Boden, durch eine glueckliche Fuegung des Schicksals hatte ich mir in weiser Vorraussicht endlich mal eine Luftmatratze gekauft, die mir dort und seitdem auch an zahlreichen anderen Orten beste Dienste geleistet hat. Am naechsten Morgen machten wir uns wieder auf den Weg um unsere Arbeit zu vollenden. Wir gingen frisch motiviert und voller Energie (durch eine Nacht auf einer sehr bequemen Luftmatratze) wieder ans Werk. Diesesmal lief die Arbeit reibungsloser und bis zum Mittagessen hatten wir 12 der 15 Balken in der Erde. Danach schlugen wir in einem Gewaltakt die letzten Pfaehle in den Boden und findne an das restliche Holz zu saegen. Da es bereits 2 Uhr Nachmittags war und es in Panama fast genau um Punkt halb 7 dunkel wird befanden wir uns in Eile. Wir teilten die Arbeit auf und saegten die Verbindungsstuecke, die wir innerhalb einer kuerzester Zeit auf das Fundament hammerten. Als naechstes mussten wir die bereits vorgefertigten Bodenteile heranschleppen und sahen uns der naechsten Herausforderung gegenueber: Eins der Teile war nicht richtig genagelt und passte daher nicht. Na toll,… also machten wir uns zu Dritt daran, mit Saege, Hammer und Meisel, das Ganze in die richtige Form zu pressen. Als Deutscher wollte ich erstmal alles ausmessen und dann das Holz genau absaegen, aber auf das Draengen des Bruders des Hausherren, entschieden wir uns dann fuer eine etwas brachialere Vorgehensweise. So edel das Motiv des guten Herren auch war, sein Plan, das Holz einfach mit Brechstange herauszuschlagen, erwies sich als etwas ungeschickt, wodurch betraechtliche Loecher in den Boden der Familie geschlagen worden waren. Diese Armen hatten wohl nie Glueck, was die Boeden ihrer Behausungen anging. Eine gute Sache hatte das Ganze jedoch, wir waren schnell fertig. Als der Boden fest montiert war, gingen wir dazu ueber, die ebenfalls schon fertigen Waende heranzutragen. Bei der ersten Wand ging ich ganz vorne und gerade als wir die alte Huette der Panamesen passierten, blieb die Wand irgendwo haengen. Da wir nicht wussten, wo die Wand haengen geblieben war, machten wir das, was alle vernuenftigen Maenner bei solchen Sachen nun mal tun, wir machten es mit Gewalt. Ein paar Schritte anlauf sollten genuegen, um die massive Holzwand durchzubekommen und jedes kleine Hinderniss einfach umzuknicken. Die paar Schritte anlauf waren auch genug und gerade als ich mich freute, dass wir durch waren, wurde es auf einmal Schwarz. Ein paar Sekunden spaeter fand ich mich auf dem Boden liegend wieder und war unglaublich dessorientiert. Dann setzte der Schmerz ein. Als alle anderen besorgt auf mich zu kamen, um zu schauen wie es mir ging, rappelte ich mich wieder auf. Es ging, ich konnte mich bewegen, blutete nirgendwo und hatte keine Gleichgewichtsstoerungen, da waren nur diese unglaublichen Kopfschmerzen. Was war also passiert? Das Hinderniss, durch das die Holzwand nicht durch kam, war ein Dachbalken der alten Huette gewesen, der sich ungluecklicherweise genau ueber mir befand. Als ich mir den Balken danach genauer ansah, wurde mir bewusst, was fuer ein Glueck ich hatte, den in ihm steckten noch die ganzen Naegel, die das Dach mit diesem Stueck Holz einst verband.
Danach gab es keine nennenswerte Probleme mehr, das einzige was nicht auf unserer Seite war, war die Zeit. Mit jedem Stueck Wand, dass wir aufricheteten, sank die Sonne immer tiefer, erst als andere Teams uns zu Hilfe kamen, schien das ganze etwas realistischer zu werden. Als alle Waende standen, legten wir die Dachverstrebungen und montierten sie, als wir jedoch damit fertig waren und gerade das erste Stueck Blech fuer das Dach auf das Haus wuchteten, brach Dunkelheit ueber uns hinein. Sie brach wirklich ueber uns hinein, den innerhalb weniger Minuten konnte man seine Hand nicht mehr vor den eigenen Aufen sehen. Unter diesen Umstaenden auf einem instabilen Dach zu arbeiten erschien daher ziemlich idiotisch und lieferte fuer , jeden, dem nur ein kleine Stueck Motivation fehlte , einen willkommenen Grund, sich auf den Rueckweg zu machen. Aber wir hatten Blut geleckt, wir hatten nun wirklich die Hoffnung, die Huette noch fertig zu bekommen. Das und der Grund, dass mir immer noch der Schaedel brummte und ich das daher durchziehen wollte, sorgten dafuer dass wir dann noch zu 4 auf dem Dach weiter arbeiteten. Wir brauchten nochmal 2 Stunden um die extrem scharfkantigen Bleche auf dem Dach zu montieren und in einem letzten Aufbauemen der Kraefte schafften wir es endlich das letzte Verbindungsstueck des Daches fest zu setzen. Nach 2 Tagen voller Arbeit hatten wire s geschafft! Es war schwer das Grinsen in den Gesichtern der Leute zu uebersehen, die ich den letzten Tagen so gut kennen gelernt hab. Als die panamesische Familie in einem kleinen feierlichen Akt, das Band zerschneideten, das in der Tuer gespannt war und somit das Haus einweihten, waren wir wirklich alle verdammt froh und stolz. So kann ich also jetzt schon stolz sagen, ja, ich habe ein Haus gebaut!

Dienstag, 16. Oktober 2012

Fast ein neues Leben

Ich habe so viel zu erzählen, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll! Erst Mal, wird den aufmerksamen Lesern unter euch vielleicht aufgefallen sein, dass ich in diesem Eintrag sogar schon ein ä und ein ß benutzt habe, daher also doch tatsächlich an einem deutschen Laptop sitze. Um zu erklären, wie ich zu dieser Freude komme, muss ich etwas weiter ausholen. Jetzt mag vielleicht einer denken „Oh Gott, wenn Marvin so was sagt, dann sitze ich morgen noch hier, soviel wie der labert!“ Das mag vielleicht stimmen, aber da muss man nun mal durch, noch könnt ihr einfach aufhören! Es wird ab sofort leider keine Bauern Geschichten aus Coclesito mehr geben. Das war es jetzt mit den Schafspielen. Der Grund dafür ist einfach, Corinna und ich haben Anfang der Woche unsere Koffer gepackt und haben das Projekt verlassen. Das war eine Entscheidung, die wir nach langem Überlegen gefällt haben. Vielleicht hat sich einer von euch schon gedacht, warum ich noch nichts über meine sozialen Arbeiten geschrieben habe. Nun, die Arbeit in Coclesito war für Corinna und mich ausschließlich Farmarbeit. Und bei allem Arbeitswillen, wir waren nicht dazu bereit ein Jahr uns als billige Farmarbeiter ausnutzen zu lassen. Daher war das die richtige Entscheidung. Im Moment lebe ich in Panama Stadt bei Jonas, einem anderen deutschen Freiwilligen, dessen Gastfamilie so freundlich war, mich für ein paar Tage aufzunehmen. Corinna ist schon nach Santiago gefahren, weil sie dort in einem neuen Projekt arbeiten und in einer (hoffentlich :D ) tollen Gastfamilie leben wird. Bei all den eher nicht so positiven Erfahrungen, die ich Coclesito gemacht habe, möchte ich abschließend sagen, das das Zusammenleben mit Corinna echt Spaß gemacht hat. Trotz anfänglicher Zweifel, da ich nicht genau wusste, was ich von ihr halten sollte, hat sie sich als liebenswerte, leicht verrückte, gesprächige und hilfsbereite Projektpartnerin herausgestellt. Ich denke, wenn ich ohne Corinna nach Coclesito gekommen wäre, wäre das Ganze nicht mal halb so lustig geworden ;) Corinna, wenn du das hier liest, möchte ich dir Danke dafür sagen, dass wir die Zeit in Coclesito zusammen durchgestanden haben! Viel Glück für die Zukunft, wenn wir eigene Wege gehen.
Am Dienstag hatten wir also alle unseren Sachen gepackt, uns von allen verabschiedet und saßen im Pickup Transporter Richtung Penonome, von wo wir aus dann den Bus nach Panama nehmen wollten.( Die Panamesen nennen ihre Haupstadt übrigens einfach nur Panama, was für mich anfänglich auch verwirrend war. ) Am Tag zuvor hatten wir mit unserem Projektleiter gesprochen und ihm mitgeteilt, dass wir das Projekt verlassen würden. Im Gespräch hat er sich super verständlich gezeigt, meinte auch, dass er ja nur das Beste für uns will und so weiter. Im Endeffekt hat sich dann herausgestellt, dass er sich bei AFS auf das gröbste über uns beschwert hat, was ich letztendlich sehr enttäuschend finde. Das war ein Mann, von dem ich menschlich einfach enttäuscht bin, vor allem da ich auch sehr hohe Ansprüche an jemanden habe, der mal als Botschafter gearbeitet hat. Aber das Ganze hat Corinna und mich nur mehr in unserem Beschluss gestärkt nicht mehr nach Coclesito zurück zu kehren.
AFS war von unserer Entscheidung nicht all zu begeistert, da die Sache mit ihnen nicht vollends abgesprochen war. Wir hatten sie natürlich von unserem Projektabbruch rechtzeitig informiert, aber halt nur informiert und uns nicht mit ihnen abgesprochen. Es tut mir etwas leid, dass wir sie in diese Situation gebracht haben, aber wir hatten den Eindruck, dass man solche drastische Maßnahmen ergreifen müsse, da dies nun mal Lateinamerika ist und die Leute für alles etwas länger brauchen. Corinna hat schon relative schnell ein neues Projekt bekommen und ist nach 2 Tagen ab nach Santiago, wo sie in Zukunft kleine Kinder fuettert. Ich durfte noch etwas in Panama Stadt bleiben, da mich leider keine Gastfamilie so richtig wollte :D Was wie man mir versicherte aber nicht an mir speziell, sondern an meinem Geschlecht lag, denn Maenner warden in Lateinamerika nicht so leicht vermittelt. Die Zeit in Panama Stadt habe ich dann auch noch ausgenutzt, denn in diesen fast 2 Wochen habe ich bei Jonas zu Hause gewohnt. Seine Familie war so net, mich in dieser Zeit zu beherbergen und durch zu fuettern. Am ersten Wochenende war der Geburtstag von Jonas Gastvater, Freddy, ein richtig musikalischer Mensch. Zu aller Ueberraschung habe ich dann erfahren, dass seine Tochter, die am Geburtstag fuer uns alle gesungen hat, den 2ten Platz bei “Viva la Musica” gemacht hat, dem panamesischen Gegenstueck zu DSDS. Das war also meine erste Promibekanntschaft in Panama! In der restlichen Zeit war ich noch auf einem panamesisch/deutschen Oktoberfest. Das war relative amuesant, denn es wurden deutsche Volkstaenze aufgefuerht, deutsches Bier getrunken und Weisswurst gegessen. Zwar etwas anders, als in Bayern oder dem Rest von Deutschland, dennoch tat es gut, ein kleines Oktoberfest zu feiern, das war fast ein Stueck Heimat. Noch ein wenig besser, als das Oktoberfest in der Universitaet, war die Feier des 3. Oktober im AFS Buero. Auch wenn wir ihnen versichert haben, das man das eigentlich nicht in Deutschland feiert, liessen sich die AFSler nicht beirren und haben fuer alle deutschen Austauschschueler und Freiwillige ein Fest organisiert. Es gab wieder deutsches Bier und dieses Mal sogar original deutsches Brot, aus einer deutschen Baeckerei in Panama Stadt. Die anwesenden Deutschen haben spaeter dann auch deutsche Lieder gesungen und die anwesenden Panamesen haben laut gelacht, ob jetzt mit oder ueber uns, so wichtig ist das auch nicht.


Inzwischen lebe ich in Nata de Caballeros und unterrichte Englisch an der hiesigen High School. Das Ganze gefaellt mit wesentlich besser, als die Abreit in Coclesito, was auch nicht so unerwartet ist. Ich helfe Efraim, einem blinden Englisch und Franzoesischlehrer im Nachmittagsunterricht. Ich helfe ihm sogar bei den franzoesisch Klassen, was eigentlich fuer mich selbst ueberraschend ist, da meine franzoesisch Kentnisse alles andere als gut sind. Die traurige Wahrheit ist jedoch, dass ich besser Franzoesisch sprechen kann, als alle Anwesenden im Franzoesischunterricht. Das selbe trifft auf Englisch zu, den mit den Englischlehrern kann ich mich nicht wirklich auf Englisch unterhalten, weil sie mich einfach nicht verstehen. Generell ist das schuliche Anforderungsniveau etwas geringer gehalten, als ich es von deutschen Schulen gewohnt bin. Abe res ist teilweise echt unterhaltsam hier zu unterrichten. Gestern habe ich einen Englischtest korrigiert und die Aufgabe war es in 6 Saetzen jeweils das richtige Wort zu umkreisen, zur Auswahl stand jeweils ein Adjektiv und das dazugehoerige Adverb. Was gab es da nicht fuer interessante Loesungsansaetze! Entweder wurden die Saetze wild in unterschiedlichen Farben unterstrichen oder einfach mal jedes einzelne Wort im Satz umkreist. Mein persoenlicher Favorit war aber der Test, wo alle Adjektive und Adverbien aus dem Text abgeschrieben wurden, in einem wilden Durcheinander auf ein freies Stueck Papier geschrieben wurden und dann einfach umkreist wurden. Mittlerweile verstehe ich die Wahl des ein oder anderen Lehrers, denn der Beruf kann wirklich lustig sein. Aber davon abgesehen sind alle Schueler und auch die Lehrer sehr nett. Richtig herzliche Menschen, die mich mit offen Armen empfangen haben. Die lateinamerikanische Lebensweise bemerkt man auch in der Schule, denn wenn ich frueher gedacht habe, wir waren unerzogene Schueler, so weiss ich es heute besser. Hier im Unterricht wird laut durch die Klasse gerufen, einfach raus gegangen, gegessen und mit dem Handy gespielt und dem Lehrer, ja, dem Lehrer ist das alles so egal. Mir mittlerweile auch und ich geniesse einfach die gute Stimmung und die kleinen verrueckten panamesischen Kinder.

Im Gegensatz zu Coclesito lebe ich jetzt auch in einer Gastfamilie, die mich ebenfalls mit offenen Armen empfangen hat. Ich bin jetzt das 8te Familienmitglied, denn vorher haben die beiden Eltern O Neil und Yini, mit ihren 3 Kindern ( Cristina 25 Jahre, Anthony 18 Jahre und Josue 10 Jahre) und Enkelnkindern (Cristinas suesse Kinder Josthan und Cristy) in ihrem Haus mit den 3 Hunden, der Katze und dem Hasen ziemlich alleine gelebt. Hier ist immer was los, entweder spielen die Kinder in der alten Garage, die zu einem Mini Internetcafe umgewandelt wurde oder es wird laut “Dale Mami” von den Lautsprechern aus dem Wohnzimmer gegroellt. Ich habe mein eigenes Zimmer, was um einiges grosser als Corinnas und meine kleine Zelle in Coclesito war, aber keine Tuer hat. Da wo die Tuer sein sollte, ist einfach nur ein Vorhang und da mein Zimmer neben der Kueche liegt bekomme ich genau mit, wer von der Familie denn Nachts immer am Kuehlschrank nascht. Und wehe, jemand isst was von meinem Muesli!

Freitag, 14. September 2012

Einmal hin ...

Einmal hin ...
Ich hoffe, dass ihr etwas Zeit mitgebracht habt, denn dieser Eintrag wird etwaqs laenger. Es gibt immerhin ja auch viel zu erzaehlen ;) An diesem zweiten September Wochenende hat es Corinna und mich nach Panama Stadt verschlagen, aus Gruenden die eher romantischer Natur sind. Wieso auch immer scheinen Jonas (ein anderer AFS Freiwilliger aus Panama) und Corinna gefallen aneinander gefunden zu haben und geben sich gegenseitig etwas Halt in ihrem Freiwilligenjahr in Panama. Da Jonas uns schon ein mal mit ein paar anderen AFSlern besuchen war, dachte Corinna sich, dass es nun mal Zeit ist, den Jonas zu besuchen. Und wenn man ihn schon besucht, kann man das ganze ja etwas aufpeppen in dem man es zu eine Ueberraschungsbesuch macht! Da waren also klein Corinna und Marvin auf dem Weg in die Hauptstadt dieses mittelamerikanischen Landes und fuehlten sich etwas alleine. Zum Glueck wurden sie ab Penonome von ihrem Freund Bastian (ein weiterer AFSler aus Deutschland) begleitet, der mit nur einer minimalen Verspaetung von einer Stunde am Treffpunkt war (fuer panamesische Verhaeltnisse ist das echt wenig!) Als wir uns dann im Bus nach Panama befanden, fing Basti erstmal an von seinem Projekt, seiner Stadt und seiner Gastfamilie zu erzaehlen, was zumindest meine Stimmung echt drueckte, da er sich nicht mit so Sachen wie Kakerlaken-Saeuberung oder Bettenmachen beschaeftigen muss. Aber als grossherziger Mensch der mal nun mal sein sollte habe ich natuerlich versucht, mich fuer ihn zu freuen, was aber nur bedingt funktioniert hat. Corinna hatte die richtige Wahl getroffen, indem sie einfach Ipod gehoert und sich auf Jonas gefreut hat. Am Busterminal angekommen habe ich mich erstmal auf das Kentucky Fried Chicken Essen gestuerzt, dass man dort kaufen kann. Ich haette nicht gedacht, dass man sich auf Fast Food so freuen kann, aber nach einem Monat Reis zu jeder Mahlzeit muss man gegen den Drang ankaempfen ueber die Theke zu springen und alle fritierten Huehnchen in sich rein zu stopfen. Nachdem mein Magen dann befriedigt war, planten wir etwas um, wie wir Jonas ueberraschen wuerden. Wir standen in Kontakt mit Jonas Gastbruder Edgar (ja, der ist Panamese und heisst wirklich Edgar!) und er hatte bereits vorher schon angekuendigt, dass er uns helfen wuerde. Wir riefen also unseren Mann vor Ort an und fragten ihn, ob er und Jonas sich mit uns in der Mall treffen koennten. Er sagte zu und versprach in einer halben Stunde da zu sein. Nach fast anderthalb Stunden fing Corinna an nervoes zu werden „Die kommen doch nicht mehr!“ oder „Marvin, Basti, ihr tut mir Leid, dass ihr hier mit mir warten muesst!“. Aber trotzallem erschienen Edgar und Jonas dann letztendlich in der Mall von unserem Ausguck auf der 2ten Ebene, von wo wir dann mit einer Eleganz und Geheimhaltung, auf die jeder Ninja neidisch gewesen waere, uns unseren Weg durch die Menge, die Rolltreppe hinab und schliesslich hinter Edgar und Jonas geschlichen haben. Edgar hatte uns jedoch erspaeht und wollte schon Jonas bescheid sagen, aber panisches Winken von unserer Seite symbolisierte ihm dann, dass er doch noch etwas warten sollte. Er nahm Jonas dann auf eine etwas sehr warme Weise in den Arm und verschaffte uns somit genuegend Zeit direkt hinter sie zu kommen. Als Edgar dann seinem Arm von Jonas Schulter nahm sprang Corinna herbei und legte ihren um ihn, aber von der anderen Seite. Das was folgte war echt wie aus einer schnulzigen Hollywood Romanze, denn Jonas sah zu Corinna, blickte dann wieder fuer eine Sekunde nach vorne und als er schliesslich bemerkte, dass das da Corinna neben ihm ist, machte er einen riesigen Satz zur Seite und rief etwas, von dem keiner mehr genau weiss, was er da eigentlich von sich gegeben hat. Auf jeden Fall war es eine schoene Ueberraschung fuer alle Beteiligten, denn Corinna und Jonas hatten sich und ich lachte mich mit Edgar kaputt. Danach sammelten wir wieder Bastian ein, der naemlich auf unser Gepaeck aufgepasst hat (denn mit grossem Rucksack laesst sich schwer durch ein Einkaufszenter schleichen). Relativ schnell zeigte sich der naechste Vorteil der die Einweihung von Edgar in unseren Plan mit sich brachte. Der gute Junge war naemlich mit dem Auto gekommen und hat uns dann zu unserem Hotel gefahren. Nun gut, er wollte uns zu unserem Hotel fahren, aber leider wusste weder er noch wir, wo genau das Hotel war. Mit dem begrenzten Budget dass wir hatten, hatten wir uns ein doch eher etwas preiswerteres Hotel gesucht. Nach einer kleinen Odysse durch Panama Stadt kamen wir dann letztendlich zum Backpacker Inn. Aber als wir dort waren lagen aus einem mir nicht ganz klarem Grund keine Reservierungen fuer uns vor, denn sowohl Bastian als auch Corinna und ich hatten jeweils per Internet reserviert. Gluecklicherweise waren dann doch noch 2 Zimmer frei, von denen eins Bastian und ich bekamen, denn es war natuerlich klar, dass die Dame alleine wohnt. Das erste Zimmer, dass Basti und ich zugewiesen bekamen war dann doch etwas arg. Ich bin zwar viel von Coclesito gewoehnt und daher stoert es mich auch nicht, wenn es dreckig ist oder ein paar Insekten an den Waenden krabbeln, aber das war dann doch ein bissl zu viel. Wir oeffneten die Tuer unserer Unterkunft und sahen gleich, dass das Bett nicht im optimale Zustand war, das Laken war so zerknuellt, dass man denken koennte, dass da jemand eine echt wilde Nacht hatte. Es stellte sich heraus, dass wir mit der wilden Nacht gar nicht so falsch lagen, denn ueberall auf dem Boden waren die aufgerissenen Kondompackungen. Etwas abgeturnt von unserem Fund machten wir uns dann trotzdem auf ins Bad, wo wir dann auch den Inhalt der zuvor gefundenen Packungen erspaehten. Das Genie von Vorbesitzer hat tatsaechlich versucht alle Kondome im Klo runter zu spuelen. Wer das noch nie versucht hat, wird mir glauben muessen, dass die nicht runter gespuelt werden koennen und eher eine kleine Verstopfung verursachen. Was mich aber auch beunruhigte war die pure Menge an benutzten Kondomen! Das waren locker 5 oder 6 und ich meine fuer eine Nacht ist das echt nicht schlecht, naja, vielleicht war es dann wohl doch eher eine kleine Orgie. Trotz unserer niedrigen Ansprueche entschieden Basti und ich dann doch lieber ein anderes Zimmer zu nehmen, da uns das Orgienzimmer dann doch nicht als wuenschenswerter Schlafplatz erschien.
Fuer die Abendplanung hatten Edgar und Jonas vorgesehen, dass wir zuerst ins Kino gehen, in das Edgar seine Freundin Paula mitnehmen wollte (ja, sie ist auch Panamesin und heisst auch wirklich Paula). Sie war auch die Person, die die Wahl fuer den Film traf und sich aus welchen Gruenden auch immer fuer Rock of Ages entschied, ein Liebes-Musicalfilm fuer Gross und Klein, nur nicht fuer Leute in unserem Alter. Also, wenn ich in einen Film ueber Rock´n´Roll gehe, dann will ich doch nicht das Lied (Keine Ahnung wie es hiess, aber es ging ungefaehr so: She took the midnight Train going anywhere. Ihr wisst was ich meine? Gut) als Titellied hoeren, dass ist ja nun wirklich kein Rock! Nach dem Film fuhren wir dann ins Casco Viejo, die Altstadt von Panama, die obwohl dort im Moment relativ viel gebaut wird einen unglaublichen Charme hat. Edgar und Paula kannten eine Bar, in der angeblich viele Europaer sich aufhalten sollten. Meine Skepsis, die ich zuerst hatte wurde weggeblasen, als ich in diese Bar ging. Sie befand sich in einem Hinterhof und hatte echten suedlaendischen Flair. Eine Bar, wie man sich solche Plaetze in Havanna vorstellt, mit guter Musik, vielen Leuten und Rum! Auch wenn die Musik amerikanisch war, war sie meiner Meinung nach sehr gut, sie war eher deutscher Clubmusik nachempfunden, als der original panamesischen Folklore, zum Glueck :D. Um 3 Uhr morgens haben wir uns dann aufgemacht und sind dann noch was Essen gegangen, in der langsamsten Kantine, in der ich je in meinem Leben war! Es war echt nicht viel los, aber die haben fast eine Stunde fuer unser Essen gebraucht und unsere Auswahl war jetzt wirklich nicht so besonders...
Der naechste Tag begann damit, dass Corinna uns wild an die Tuer haemmernd aufweckte. Als Basti aufmachte, da ich es doch vorzug im Bett zu bleiben, hatte sie nur ein Handtuch um, was uns erstmal einen kleinen Lacher entlockte. „Jungs, meine Dusche geht nicht mehr, darf ich bei euch duschen?“ Da man einer Frau im Handtuch fast nichts ausschlagen kann haben wir natuerlich ja gesagt, aber es stellte sich schnell heraus, dass auch in unserem Bad das Wasser nicht mehr funktioniert. Trotz allem dachte ich bei mir „Och das ist doch fast wie in Coclesito! Schoen zu wissen, dass wir immer noch in Panama sind, Coclesito kann man halt nicht so schnell entkommen.“ Fuer den Rest des Tages waren wir dann wieder in der Mall vom Vortag shoppen. Fuer den Weg zum Einkaufszentrum haben wir einen Diabolo Rocho genommen, dass sind alte amerikanische Schulbuse, die richtig kreativ gestaltet sind. So abenteuerlich wie sie aussehen ist auch die Fahrt mit ihnen, denn sie sind immer rappel voll und zumindest fuer mich mit meiner Groesse eindeutig zu klein! Ausserdem wollten die Busfahrer uns irgendwie nicht wirklich mitnehmen, denn obwohl wir alle 4 versucht haben sehr symaptisch an der Strasse zu stehen, sind alle einfach an uns vorbei gefahren. Als wir dann endlich einen gefunden haben, der Leute raus laesst haben wir kurzerhand die Initiative ergriffen und uns einfach rein gequetscht. So sind wir putzmunter auf Huehnerstallhaltung engen Raum zur Mall gefahren. Da ich einen Monat in Coclesito sehr extravagant gelebt habe und mir fast alles geleistet habe, was man da so kaufen kann, habe ich doch immerhin fast 50 Dollar im August ausgegeben. Aber ich wollte mir doch mal wieder was kaufen und habe zugeschlagen, Schuhe, Shirts, etc ppp und original panamesische Zigarren! Obwohl ich kein Zigarrenraucher bin, wollte ich mal eine original Panama Zigarre probieren! Corinna hat sich in der Zwischenzeit mit Jonas in der Mall umgetrieben und als die tolle Projektpartnerin die sie ist, hat sie (angeblich) eine Ueberraschung fuer meinen Geburtstag gekauft. Ja, Corinna hat mich als Projektpartnerin echt positiv ueberrascht, da das Zusammenleben mit ihr doch recht lustig ist und sie sich als angenehme Zeitgenossin entpuppt hat. Das aendert jedoch nichts an der Tatsache, dass sie (mit Jonas) Basti und mich fast eine Stunde im Mall hat warten lassen. Was mittlerweile zur Gewohnheit geworden ist, denn man muss immer auf irgendwen warten. An dem Abend hat Edgar uns in eine libanesisches Shisharestaurant gebracht, in dem wir uns mit einer grossen Gruppe treffen wollten. Aber Panama waere ja nicht Panama, wenn das geklappt haette, denn alle anderen waren am falschen Restaurant und nur wir am Richtigen (obwohl sich in dem Fall ueber das Richtig und Falsch streiten laesst). Zu meiner Enttauschung gab es auch in diesem Restaurant nicht das Essen, was ich schon das ganze Wochenende ueber in Panama gesucht habe: Doener. Wenigstens war dafuer die Shisha gut und der Kellner aufmerksam. Ich dachte mir, dass der Kellner bestimmt Corinna schoene Augen macht, denn als hellheutiges Maedchen sieht sie sich so manchen luesternen Blicken von Panamesen ausgesetzt (Aber ich oder Jonas versuchen ja immer auf sie aufzupassen :) ). Vielleicht haetten wir ja das ganze etwas billiger bekommen, wenn sie etwas mit ihm geflirtet haette. Dann aber sagte Edgar, dass der Kellner schwul sei und eher auf Jonas und mich stehen wuerde. Aber fuer Geld sollte man manchmal wirklich nicht alles machen!

Samstag, 1. September 2012

Freizeitgestaltung in Coclesito: Schweineziehen, Stallmemory und Schaf-Fangverstecken

Wie es wohl in jeder Region unterschiedliche Spiele fuer die allerliebsten Kleinen gibt, so ist auch die Freizeitgestaltug bei uns auf der Granja etwas ... alternativer. Obwohl Internet und Fernsehen wegen des spaerlichen Stromangebots eher eingeschraenkt sind, gibt es immer wieder Aktivitaeten, die den sonst ruhigen Alltag hier etwas aufpeppen. Auch wenn man Coclesito eher nicht mit einem Urlaub vergleichen kann (und wenn dann nur als Urlaub von der Zivilisation), so kann man doch sagen, dass wir unseren eigenen Animateur haben. Der gute Robin findet immer wieder Aufgaben, die nicht nur den Koerper, sondern auch den Geist ansprechen.
Die Woche hatte er was neues fuer uns parat: Mit einem ausgewachsenen Eber ein wenig spazieren gehen. Wir sollten das Tier von der Farm zu einem anderen Haus im Dorf bringen, an das das Tier verkauft wurde. Vorab, vergesst alle Vorstellungen von kleinen, niedlichen Schweinchen mit Ringelschwanz, die a la Schweinchen Babe den Knudelinstinkt in einem wecken. Die Schweine hier sind gross, fett, dreckig, stinken und scheinen die Begruender des Sprichswort „Der frisst wie ein Schwein“ zu sein. Da waren also Corinna, Robin und ich und mussten dieses 200 Kilo Schwein durch das Dorf ziehen, nur leider wollte das Schwein nicht immer so, wie wir wollten. Ob es nun mal in eine andere Richtung wollte oder kurz stehen blieb bedeutete immer fuer uns eine enorme Kraftanstrengung, um das Tier wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Als es sich scliesslich auf der Strasse hinlegte und sich anfing im Dreck zu waelzen, mussten wir schliesslich anhalten, denn alles ziehen (meinerseits) und alles treten (von Robin aus) brachten das Tier erstmal nicht zum aufstehen. Nachdem ich jedoch den Gedanken aeusserte, dass wohl ein Tritt in die Kronjuwelen des Tieres es wieder etwas lebsamer machen wuerden, stand der Eber wieder auf, fast so als haette er mich gehoert. Auf dem Weg zum Haus des Kaeufers passierte ausser einem kleinen Angriff einer Hundemeute nicht mehr viel. Beim Abschied von unserem neuem Freund, gestand Robin uns, dass wir das Tier zur Schlachtbank gefuehrt hatten,... Schade, aber wenigstens bin ich schon einmal mit einem Schwein spazieren gegangen!

Eine andere unterhaltsame Freizeitgestaltung, mit der Robin fuer uns aufwartet, ist Stallmemory. Ihr alle werdet wohl Memory kennen, nun wir spielen das ganze etwas anders. Es gibt auf der Farm insgesamt 6 Staelle fuer die Schafe und es gibt insgesamt 21 Schafe, wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass das Inzestschafe sind und die alle miteinander verwandt sind, so aehnlich wie sich manche von denen sind. Corinnas und meine Aufgabe ist es also, jedes Schaf in seinen Stall zu stecken. Bis auf das einzige maennliche Schaf, das seinen eigenen Stall hat, muessen wir 20 Schafe auf 5 Staelle aufteilen. Eigentlich nicht so schwer denkt ihr, 20 durch 5 ist ja 4? Nichts da! Die haben ihre festen Plaetze! In einen Stall kommt zum Beispiel eine Schafmutter mit ihren 2 Kleinen. In einen anderen Stall kommen gleich 3 Erwachsene Schafe und 2 Kleine. Und waere diese Art von Memory nicht schon schwer genug, so muss man die sadistische Ader der Schafe bedenken. Oeffnet man einen Stall, um ein Schaf herauszunehmen um es in seinen richtigen Schlafplatz zu stecken, so wollen alle anderen Schafe im Stall mit aus buechsen, da die Viecher ja ihren verdammten Herdentrieb haben!!! Ahhh furchtbar :D

Manchmal passiert es aber auch, dass wir die Schafe aufteilen und auf einmal merken, oouups, da fehlt ja eins. Das fuerht uns zur naechsten Moeglichkeit der Freizeitgestaltung, Schaf-Fangverstecken. Das Spiel funktioniert wie folgt: Das Schaf (meistens ein Schaefchen) versteckt sich irgendwo auf der Farm, weil es irgendwann im Laufe des Tages den Anschluss zur Herde verpasst hat und Corinna und ich machen uns auf die Suche. Das vorletzte Mal hat es sich in der Naehe des Stalls versteckt und Corinna hat das Schaf aufopfernd gerettet, ohne dabei auf ihre eigene hygienische Verfassung zu achten. Heute aber, war das Schaf in der Naehe der Brutstaette der Enten und ist planlos durch die Gegend gestapft. Wir konnten das kleine Tier aber nicht einfach so einfangen, da es sonst wohl einfach Fersengeld gegeben haette und bei unsere Glueck bestimmt im Teich ertrunken waer. Also habe ich mich in bester Wolfsmanier an das Schaefchen angeschlichen. Nachdem ich einmal den ganzen Teich umrundert habe und mich durch das Dickicht an den Enten vorbeigeschlichen habe, versteckte ich mich hinter einem Stein und wartete, bis das Tier mit den Ruecken zudrehte. Mit meiner Hose in Tarnfarben und der Machete am Guertel habe ich wohl eher den Eindruck eines Wilddiebes gemacht, als der eines Hirten in Spee. Nichts destotrotz habe ich mich in bester Bundeswehrmanier an das nicht ganz so intelligente Tier angeschichen (Ich bin mir sicher, mein Vater waere Stolz auf mich gewesen!). Obwohl ich einmal fast ueber meine eigenen Fuesse gefallen waere und mir die Machete die ganze Zeit furchtbar laut gegen die Seite geschlagen hat (ich habe mich zwischendurch verflucht dass ich sie nicht vorher abgenommen hatte!) schaffte ich es, mich bis auf wenige Meter dem Schaefche zu naehern. Ich wollte mich scon drauf schmeissen, als es ploetzlich hinter den Beinen des (einzigen!) Pferdes vorbeigelaufen ist und sich es dort erstmal gemuetlich gemacht hat. Ich wollte das Pferd dann doch lieber nicht erschrecken, waehrend mein Kopf auf halber Hoehe der Beine und in perfekter Reichweite zum austreten war, weshalb ich doch noch ein wenig wartete. Letztendlich ging das Schaefchen doch weiter und ich schmiss mich mit einem Satz auf das Tier und trug es unversehrt zurueck zum Stall. Das waere ein toller Einsatz gewesen, haette mich das bloede Schaf auf dem Weg zurueck nicht auch noch getreten...

Freitag, 24. August 2012

Marvin, matas las cucarachas!

Wie es in jedem guten deutschen Haushalt den Fruehjahrsputz gibt, sobald die Baeume im Garten wieder etwas Gruen zeigen, so gibt es hier einen Besucherputz. Bevor eine neue groessere Gruppe von Besuchern kommt, wird das ganze Gelaende noch mal ordentlich geputzt und sauber gemacht. Nur ist das Saubermachen hier etwas anders, wie ich es von Deutschland gewoehnt bin. Denn hier wird dann nochmal ordentlich der Ziegenstall geschrubbt, die Schweine etwas sauberer gemacht und Erde vom Arbeitsplatz geschabbt. Ausserdem durfte ich heute eine besondere Art des Saubermachens erledigen, ich durfte Kakerlaken jagen! Mit Stiefeln, Hammer und Insektenspray bewaffnet, habe ich mich also auf den Weg gemacht unseren ungewuenschten Mitbewohnern den Gar aus zu machen. Im Gegensatz zu den Spinnen hier, sind diese kleinen Viecher nicht so schnell, stehen den haarigen 6-beinern aber in Sachen Groesse in Nichts nach und messen locker mal 3 bis 5 Zentimeter. Nun habe ich mir also die Frage gestellt, wo beginnt man denn am besten mit einer Jagd auf Kakerlaken? Da gibt es nur eins, man muss sie suchen. So durchstoeberte ich das Haus und wurde auch relativ schnell fuendig. Sie waren da, wo man sie am ehesten erwartet, aber am wenigsten hinwuenscht, naemlich in der Kueche. Waehrend Romelia den Vorratsschrank aufraeumte fielen immer mal wieder diese Insekten von den Tueten ab und wurden so gleich von mir gestellt. Obwohl es nie eine besonders erfreuliche Begegnung fuer einen von uns war und es anfangs noch ueberwindung kostete so richtig zu zutreten, habe ich doch nie am Ergebnis der vielen kleinen Duelle gezweifelt. Welch Ueberraschung, dass ich mit meinen 75 Kilo den kleinen Krabblern dann doch ueberlegen war. Rueckblickend muss ich aber sagen, dass das Insektenspray ihnen fast nichts ausmachte und meistens mein Stiefel zum Einsatz kam. Eins kann ich euch sagen, Kackerlaken jagen ist keine schoene und vor allem keine saubere Angelegenheit, nur war ich noch nie so froh wie heute, dass meine Stiefel eine so dicke Sohle haben!

Eine Frage die mich in den letzten Tagen auch wirklich beschaeftigt ist „Wie viele Quadratmeter haben eigentlich die Zellen in der JVA Saarbruecken?!“ Vielleicht sollte ich erklaeren, wie ich zu dieser Frage komme. Nachdem ich letzte Woche einen ganzen Tag damit verbracht habe, mein Zimmer hier etwas gemuetlicher zu machen, in dem ich mein Bett auseinander gebaut habe (mit Stahlsaege und Hammer), da es mir eh viel zu klein war und ein paar zusaetzliche Bretter als Regale angebracht habe wurde Corinna und mir erzaehlt, dass ab September ungefaehr 30 Arbeiter fuer die Goldmine auf der Granja leben werden. Da diese 30 Arbeiter von 6 Amerikanern begleitet werden und diese nun mal auf Einzelzimmer bestehen, muss halt noch ein Einzelzimmer her. Was waere da naheliegender, als Corinna und mich in ein Zimmer zu stecken? Zuerst troestete uns der Gedanke, dass wir ja noch ein paar Wochen Zeit haben, bis wir vor der logistischen Herausforderung stehen wuerden unsere Habseligkeiten in ein winziges Zimmer zu quetschen. Am Montag allerdings wurde uns dann gebeichtet, dass diese Arbeiter und die dazugehoerigen Amerikaner schon viel frueher kommen, naemlich bereits Mittwoch! Da wir dann ploetzlich nur noch 2 Tage Zeit hatten zusammen zu ziehen, wurde alles etwas hektischer. Ich hatte wohl einen netten Tag, denn ich shclug Corinna vor, dass sie ihr Zimmer behalten kann und ich zu ihr ziehe. Gesagt getan, wir verbrachten fast den ganzen Tag damit, es irgendwie zu schaffen in dem Zimmer alle Kleider und Nutzgegenstaende unter zu bekommen. Nun schlafe ich auf dem Boden, in meinem Moskitodom, Corinna immer noch in ihrem Bett und im ganzen Zimmer ist vielleicht noch ein Fleck freie Flaeche von einem Quadratmeter, der noch nicht mal zum hinsetzen reicht. Insgesamt leben wir nun auf 2 mal 3 Metern zusammen, was nicht ganz dem Komfort eines deutschen Zimmer entspricht. Vielleicht dem Standard einer Zelle in der JVA Saarbruecken, ich weiss naemlich ehct nicht, wie gross die sind. Wenn das jemand weiss, sagt es mir bitte. Aber eine gute Sache hat das Zusammenleben doch, danach ist jede Studentenwohnung in Deutschland absoluter Luxus!

Wo wir eben schon bei den Spinnen waren, meine Projektpartnerin hat da die Tage etwas lustiges erlebt: Als wir eines Abends ins Haupthaus gegangen sind, ist sie noch mal kurz zum frisch machen verschwunden. Es war als haette jemand einen Schalter umgelegt, denn sobald die Tuer des Badezimmers zu fiel und von innen abgeschlossen wurde, fing das Geschreie an. Als zu dem Schreien dann noch das verzweifelte Zerren am Tuergriff kam, der aber nicht auf ging, da die Tuer ja abgeschlossen war, fragte ich mich, ob Corinna denn vielleicht ein Problem haette. Zum Glueck wurde meine Frage schnell beantwortet, denn nach knapp 20 Sekunden durchgehenden Schreiens, flog endlich die Tuer auf und eine immer noch schreiende Corinna kam mir entgegen gerannt, die dann zwischen 2 Atemzuegen „Eine SSSSPPPPPPIIIIIINNNNNNNNNNNNEEEEEE!!!“ rief. Aha, das war also das Problemm, eigentlich ja kein Grund um so ein Theater zu veranstalten. Als Tierfreund der ich bin, habe ich mich dann natuerlich auf den Weg ins Bad gemacht, um mich um die kleine Spinne zu kuemmern, die durch Corinnas Schrei Attacke wahrscheinlich einen furchtbaren Schreck und Tinitus davon getragen hat. Zu meiner Ueberraschung war die Spinne gar nicht so klein wie ich dachte (Sie war doch um einiges groesser als die Kackerlaken) und seltsamer Weise war auch meine Sorge um das Insekt schlagartig verloschen. Nun gut, dann halt anders, dachte ich mir ging ins Wohnzimmer und holte mir einen Wanderstock um mich dann wenigstens um Corinna zu kuemmern, in dem sie wieder guten Gewissens das Bad benutzen kann. So einfach wie ich mir meinen heldenhaften Einsatz dann vorgestellt habe, war die Aktion aber nicht. Jedesmal, wenn ich nach der Spinne schlug, machte diese einen nicht zu unterschaetzenden Satz nach vorne und gab ordentlich Fersengeld. Wie bei Tom und Jerry jagte ich das Tier durch das kleine Bad, wobei, genau wie im Film, die dumme Katze, ich in dem Fall, die Maus, die Tarantula, nie trifft! Auch aehnlich wie bei Tom und Jerry hat wohl der Kluegere gewonnen, denn die Spinne suchte ihr Heil letztendlich in der Flucht und krabbelte in die Wand. Mit hochrotem Kopf, leicht ausser Atem und voll geschwitzt, drehte ich mich dann zu Corinna um und meinte stolz: “Der habe ich es aber richtig gegeben! Die kommt so schnell nicht wieder!“ Dann jage ich doch lieber Kakerlaken!

Mittwoch, 15. August 2012

Queen or Princess?

Was ich jetzt leiste, muss man wohl Vorarbeit nennen. Ich schreibe jetzt ohne Internetverbindung und werde das nachher dann hochladen. Dabei ist das Tippen gar nicht so einfach, habe im Moment 3 Finder verbunden, die Verletzungen sind aber nicht schlimm, nur verheilen die Wunden einfach nicht bei diesem Klima.
Erstmal eine gute Nachricht, den beiden Baby Ziegen geht es gut. Gestern haben wir eine vermisst und haben schon angenommen, dass sie gerissen wurde. Aber dank heldenhaften Einsatzes von Corinna wurde die kleine Ziege vor den geifernden Faengen der Hunde gerettet. Top! :D

So, jetzt ist es aber an der Zeit mal ein wenig von Coclesito zu erzaehlen. Das Dorf ist relative weitlaeufig und viele Leute sind hier zu Fuss unterwegs. Abe rim Gegensatz zu dem typischen lateinamerikanischen Stereotypen tanzen die Leute hier weder viel Salsa noch sind sie allzu gespraechig, aber das kommt who noch, wenn man sie alle etwas naeher kennt. Der Empfang naemlich, der uns hier bereitet wurde war sehr angenehm und herzlich.
Auf der Farm gibt es ingesamt 4 Haueser, die unterschiedlichen Nutzen haben. Ein Haupthaus, in dem die Kueche, der Versammlungssaal und einige Wohnraeume sind. Dann die Biblothek, in der Humberto wohnt und an welche die “Fernsehvarander” angegliedert ist. Dann noch 2 Wohnhaueser in denen mehrere kleine Zimmer fuer bis zu 3 Leute sind (Corinna und ich leben in jeweils einem von denen) und mehrere Grossschlafraeume fuer bis zu 20 Leute und mehr. Zusaetzlich zu den 4 Hausern gibt es noch eine kleine Huette fuer Robyn und Carlo, die hier auf der Farm helfen und arbeiten. An Tieren gibt es hier Schweine, Ziegen, Enten, ein Pferd und 2 Hunde (Blackie und Carnella).

Das war es soweit zu den Tieren und der Farm. Kommen wir zu den spannenden Dingen im Leben, zu den Feiern! Denn obwohl Coclesito dem Ruf eine Kaffs in jeder Form gerecht wird, hatten wir in unserer ersten Woche hier das Glueck, gleich beim jaehrlichen Dorffest dabei zu sein. Und das war gar nicht mal so schlecht. Am Mittwoch sind wir abends auf die Eroeffnungsfeier der Feierlichkeiten gegangen und haben die Kroenung der (Dorf)Koenigin und ihrer zwei Prinzessinen mitbekommen. Das Tolle hier in Panama ist, dass ich von jeder Position im Gemeinde“haus“ (eigentlich nur eine aspaltierte Flaeche, die mit Wellblech ueberdacht ist) eine super Sicht auf das Ganze hatte, denn mit durchschnittlichen 1,65 Metern ist der gemeine Panamanese nur minimal kleiner als ich. Sehr zu meiner Freude unterschied ich mich also nicht nur durch meine Hautfarbe sondern auch durch meine sich minimal unterscheidende Koerpergroesse, na toll. Bei knapp 200 (schwer zu auseinanderhaltenden) Panamesen und 2 Deutschen ist es nicht schwer zu sagen, wer da leicht auffaellt. Wenigstens waren mir nicht alle Leute auf der Feier unbekannt. Wir hatten am Tag zuvor schon ein Maedchen aus dem Dorf kennen gelernt. Auf der Feier hatte ich dann gehofft, dass sie mir das ganze etwas erklaeren wuerde, wozu sie dann leider doch nicht in der Lage war. Als ich sie endlich sah, wurde mir schlagartig bewusst, warum sie gemeint hatte, dass sie auf jeden Fall da sein wuerde... Sie war eine der Prinzessinen.

Samstag, 11. August 2012

Es sind Zwillinge

Buenos dias!
Dies ist also mein erster Beitrag von Panama aus und ich habe sogar eine gute Entschuldigung warum es der erste ist. In der Woche in der ich hier bin ist einiges passiert... dabei waren nicht alle Sachen erfreulich.
Ankunft war letzte Woche in Panama Stadt mit 14 anderen Freiwilligen. Die Stimmung schwankte zwischen wahnsinniger Vorfreude und bodenloser Muedigkeit (Weil manche von uns vor ein paar Kindern gesessen haben, die ein Fall fuer die strengsten Eltern der Welt von RTL 2 waren). Als wir dann um kurz nach 6 vom Flughafen richtung Panama Stadt fuhren, wurde uns erstmal bewusst was Daemmerung bedeutet. Innerhalb von 15 Minuten wurde es richtig dunkel. Anstatt Strassen auf denen sich die Menschen draengen und die Autofahrer im Wettstreit hupten, erwartete uns eine duestere Wolkenkratzerfront. Die Skyline von Panama Stadt bietet einen beeindruckenden Anblick, auch bei Nacht. Ohne grosse Umwege ging es zum relativ gemuetlichen Hotel und es gab das lang ersehnte Abendessen. Am naechsten Tag wurden wir von einem einheimischen Arzt auf Herz und Niere ueberprueft und durften dann mit Freude einen Marathon der panamesischen Imigrationsbuerokratie absolvieren (wobei das Amt extra fuer uns Austauschschueler von AFS geoeffnet wurde hat es doch mehr als 4 Stunden gedauert bis wir fertig waren).

Sonntags trennte sich die Gruppe und wir fuhren vom Busterminal in Panama Stadt zu unseren verschiedenen Einsatzorten. Hier ereignete sich fuer mich das erste kleine Drama. Am Abend zuvor hatte ich von meinem Laptop aus fast meine ganze neue Musik auf meinen Ipod ueberspielt, bis auf ein paar Kuenstler unter denen auch mein momentaner Favorit Macklemore war, fuer die der Platz nicht mehr reichte. Ich dachte mir, ich koennte das noch nachholen, aber pustekuchen! Als ich mich an jenem Sonntag kurz von der Gruppe absetzte und mein Gepaeck zurueck liess, war mir nicht bewusst, dass ich die Musik nie mehr auf meinen Ipod ueberspielen wuerde. Als ich zurueck kam, war mein Ipod ... noch da, aber statt dessen war der Laptop weg, unter den wachsamen Aufen von fast 20 Leuten kurzerhand entwendet. Relativ deprimiert machte ich mich mit Corinna (meiner Projektpartnerin), Lisa (einer weiteren AFS Teilnehmerin) und Lizzy (einer Begleiterin von AFS) auf den Weg nach Penonome, der Stadt, die am naechsten an meinem Ziel, Coclesito lag. In diesen 2 Stunden, in denen die abwechslungsreiche Landschaft von Panama (Dschungel, Dorf, Dschungel) an uns vorbei zog, fing ich an mir ein paar Gedanken ueber das kommende Jahr zu machen. Etwas deprimiert vom Verlust des Laptops waren meine Vorstellungen von dem Jahr in Coclesito auch eher weniger erfreulich. (In etwa so: Was mache ich 1 jahr ohne Internet? Wie wird das Leben in Coclesito? Werde ich mit den Menschen dort zurecht kommen? Werde ich mit der Sprache zurecht kommen? Und was mache ich 1 Jahr ohne Internet???) Nach unserer Ankunft in Penonome trennte sich die unsere Wege. Lisa wurde von ihrer Gastfamilie abgeholt und Lizzy und Corinna suchten was zu Essen. Ich wurde allein mit dem Gepaeck und Lizzys Mutter, einer reizenden Panamenesin, mit der ich ungefaehr 5 Worte sprechen konnte zurueck gelassen. Es dauerte nicht lange und ich, als grosser, blonder Deutscher, erweckte die Neugier der Einheimischen. Mein erster Kontakt mit einem richtigen Panamesen war auch irgendwie anders als ich ihn mir vorgestellt habe. Besagter Panamese war ein Mann im leicht fortgeschrittenen Alter, etwas zerschlissenen Kleidern und einer Abneigung allem gegenueber was Koerperhygiene betrifft. Nachdem er mich angesprochen hat und ich in meinem bescheidenen Spanisch "Ich verstehe sie nicht gut, ich bin aus Deutschland und spreche nur wenig Spanisch" zusammengereimt habe bemerkte ich noch etwas. Der Mann hatte fuer 2 Uhr mittags einen ueberaus beeindruckenden Alkoholpegel, was ihn wohl dazu veranlasste meine Worte komplett zu ignorieren. Als er schliesslich doch merkte, dass ich ihn nicht verstehe, machte er mehrmals die Geste fuer Geld und nach dem dritten mal war mir sofort klar, was er wollte: Noch ein Bier! Da ich aber weder ein Bier noch Lust hatte ihm mein Geld zu geben, suchte ich mein Heil in der Flucht. Er waere mir wohl ngefolgt, waere mir nicht Lizzys Mutter zur Hilfe geeilt. Nochmal Glueck gehabt!
Wenig spaeter wurden Corinna und ich von Humberto, Izis und Carlos abgeholt. Humberto ist der Leiter der Granja Alternativa und eine kleine Persoenlichkeit in Coclesito, Izis ist die Leiterin der Farm vor Ort (wenn Humberto mal nicht da ist) und Carlos arbeitet auf der Farm, hat sich aber auf der Fahrt als eher etwas schuchtern erwiesen. Obwohl die Strecke von Penonome nach Coclesito nur ca 27 Kilometer betraegt, wurde und schon vorher gesagt, dass die Strecke knapp 2 Stunden dauert. Mir war die ganze Zeit ueber nicht klar gewesen, wie man fuer so eine Strecke fast 2 Stunden brauchen kann. Aber in den schoenen Bergen von Panama mit den furchtbaren Schotterpisten sind 2 Stunden gar nicht so schlecht. Als wir endlich in Coclesito ankamen waren alle Insassen des Gelaendewagens gut durchgeschuettelt und mein Ruecken fuehlte sich an, wie nach einer Behandlung eines defekten Massagestuhls von Media Markt.
Die Granja Alternativa war so, wie sie auf den Bildern im Internet ausgesehen hat: schoen gruen und gemuetlich. Aber anders als auf den Bildern kamen uns bei der Ankunft 2 Kinder entgegen gestuermt, Deyda (9 Jahre) und Eyran (7 Jahre). Die beiden werden wohl fuer Corinna und mich im naechsten Jahr unsere indianischen Geschwister sein. Die beiden sind keine richtigen Panamenos sondern Noble-Woble (?! keine Ahnung, wie man das schreibt :D ) Indianer. Sie leben mit ihrer Mutter, Romelia, auf der Farm. Ich wuerde euch gerne noch mehr von der Farm erzaehlen, aber der Strom wird bald abgeschaltet...
Ich schreibe die Tage von vom Dorffest und dem Leben im Dorf. Hasta luego

PS: Der Titel kommt von der Geburt von zwei kleinen Ziegen heute morgen, echt suess :D Ich poste die Bilder noch!

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Panama Stadt hat 700 Einwohner. Das sind mehr als 1/5 aller Menschen in Panama! Wikipedia meint sogar, das es wirtschaftlich her eine Weltstadt ist! Hier liegen 8 der 10 grö0ßten Hochhäuser in Lateinamerika. Die Stadt wurde von den Spaniern 1519 gegründet und liegt heute am Ostende vom Panamakanal. Hier findet man auch die einzige Bahnverbindung im ganzen Land. Sie verbindet Panama Stadt mit Colón miteinander. Ich bin mal gespannt ob ich die fahren werde ;)

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